Steht ein h?flicher Herr an einem warmen Vorfr¨¹hlingstag an der T¨¹rschwelle eines Hauses am Cape Cod und fragt nach einem Ferienhaus f¨¹r den Sommer, kann es durchaus sein, dass er es mieten m?chte. Es k?nnte sich aber auch um einen Wirtschaftswissenschaftler handeln, der sich mitten in einem tiefgreifenden Experiment befindet und versucht, die Suchprozesse am Vermietungsmarkt zu verstehen. Vielleicht ist es aber auch Peter Diamond, der beides gleichzeitig tut, eine Verkn¨¹pfung, die sp?ter als Grundlage f¨¹r seine im Jahr 2010 mit dem Nobelpreis aufgezeichnete Arbeit dienen sollte.

Peter A. Diamond
Alfred-Nobel-Ged?chtnispreis f¨¹r Wirtschaftswissenschaften, 2010
Optimale Besteuerung: Forschung mit Auswirkungen
Optimale Besteuerung: Forschung mit Auswirkungen
Seine zahlreichen Forschungsbeitr?ge gehen weit ¨¹ber die ?konomie hinaus. Die Arbeiten von Diamond zum Thema optimale Besteuerung, die er gemeinsam mit James Mirrlees, der ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, entwickelte, modernisierten die ?ffentliche Wirtschaftspolitik. So half seine Analyse der Rentenstrukturen wirtschaftspolitisch bei der Reform des US-Systems und wurde zudem verwendet, um das polnische Rentensystem ganz neu aufzubauen.
Ein realistischer Ansatz gegen¨¹ber ?konomischen M?rkten
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Die Bedeutung einer Verkn¨¹pfung von ?konomie und Politik
Die Bedeutung einer Verkn¨¹pfung von ?konomie und Politik
?F¨¹r mich besteht ein sehr enges Wechselspiel zwischen Politik und Grundlagenforschung?, so Diamond in seinem sonnendurchfluteten B¨¹ro am MIT, Alma Mater und Arbeitgeber des Nobelpreistr?gers seit 1966. ?Ich betrachtete Grundlagenforschung als Informationsquelle f¨¹r die politische Analyse. Dann verwendete ich die politische Analyse, um Fragen zu identifizieren, die zu sehr interessanten Antworten f¨¹hren w¨¹rden. In der Forschung geht es nicht einfach darum, Fragen zu beantworten, sondern darum, Fragen zu beantworten, die wirklich interessant und n¨¹tzlich sind.?
Die von Diamond verwendeten Methoden zum Verst?ndnis sozio?konomischer Prozesse heben ihn von anderen theoretischen ?konomen ab. Nachdem er ¨¹ber eine Frage nachgedacht hat, entwickelt Diamond eine Reihe von Ideen f¨¹r die Modellierung des Problems und die Suche nach L?sungen. Dann geht er aber noch weiter, denn was ihn wirklich antreibt, ist die praktische Relevanz eines Themas.?Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass sein ehemaliger MIT-Kollege und Freund, der Nobelpreistr?ger Eric Maskin, Diamond einen ?anwendungsorientierten Theoretiker? nennt.
Wenn ich an einer neuen Theorie arbeite, beginne ich h?ufig damit, dass ich konkrete Beispiel suche, die ich weiterverfolgen m?chte. Das f¨¹hrt mich dann dazu, dass ich nach einer Denkweise suche, die in etwas Allgemeineres m¨¹ndet, etwas, was breiter anwendbar ist.
Eine Lebensaufgabe: die Rentensysteme
Horizonterweiterung durch ein Studium der Rechtswissenschaften
Horizonterweiterung durch ein Studium der Rechtswissenschaften
Die Entwicklung ?konomischer Modelle ist lediglich ein Instrument zur L?sungsfindung, theoretische Modelle sind weder eine L?sung an sich, noch implizieren sie automatisch eine praktische Anwendbarkeit. Seiner Meinung nach ist es ein generelles Problem in der akademischen Welt, dass Modelle oft zu w?rtlich genommen werden und man sich nicht fragt, was man aus ihnen lernen kann. Welche Auswirkungen haben sie darauf, wie ich ¨¹ber dieses oder jenes denke??
Sein Kollege James Poterba, Leiter der Fakult?t f¨¹r Wirtschaftswissenschaften am MIT, sagt, dass einige von Diamonds interessantesten Forschungsarbeiten aus der Lehre hervorgegangen sind. So will Diamond nicht nur das Wesentliche eines Problems erfassen, sondern zum Kern vordringen und wie ein Insider denken. Er studierte sogar Rechtswissenschaften an der Harvard Law School, weil ihn die Frage bewegte, wie sich Gesetze und Vorschriften auf wirtschaftliche Probleme auswirken. Wie alle anderen Studenten auch besuchte er die Vorlesungen und schrieb sogar die Pr¨¹fungen mit. Dadurch, dass er so tief einstieg, konnte er sein Forschungsproblem von der Warte eines Juristen aus betrachten.
Was ist bei dem Entwurf eines nachhaltigen Rentensystems entscheidend?
Was ist bei dem Entwurf eines nachhaltigen Rentensystems entscheidend?
Begleitet man Diamond zu einem w?chentlichen Lunchmeeting mit Studenten und Dozenten, so merkt man schnell, dass Diamond die Forschung als Gemeinschaftsaufgabe betrachtet. Studenten und Dozenten treffen sich regelm?ssig in diesem informellen Rahmen und besprechen ihre Arbeiten w?hrend des Essens. Wenn es aber darum geht, Ratschl?ge zu geben, h?lt Diamond sich lieber zur¨¹ck.
Meine Antwort f¨¹r Studenten, die zu mir kommen und Rat in Bezug auf ihre Arbeit oder eine Forschungsfrage suchen, ist normalerweise zun?chst: ?Ich gebe keine Ratschl?ge?. Ich gebe keine Ratschl?ge, weil die jungen Leute neue Wege gehen sollen.
Wie kann ein Rentensystem die Jungen und die Selbst?ndigen mit einbeziehen?
Diamond hat sich lange mit der Frage besch?ftigt, wie man ein Rentensystem schaffen kann, das f¨¹r alle Generationen funktioniert. Bereits 1972 war er darum gebeten worden, bei der Reform des US-amerikanischen Sozialversicherungssystem zu helfen. Der US-Kongress war der Meinung, dass das System bankrottgehen w¨¹rde und in fr¨¹heren Reformen ernsthafte Fehler gemacht wurden.
?Zu den Problemen beim Betrieb eines Rentensystems geh?rt die Vielfalt der Erfahrungen in einer Volkswirtschaft?, erkl?rt Diamond. ?Ein System, das sich mit allen Problemen befasst, k¨¹mmert sich auch um Armut und um Arbeitnehmer und Familien, die hohen Risiken ausgesetzt sind.?
Er betont, wie wichtig es ist, ein System f¨¹r alle zu entwerfen, aber auch, dass Systeme immer vielen verschiedenen Risiken ausgesetzt sein werden.
Man weiss bisher nicht, wie schnell die Lebenserwartung steigen wird, welches Wachstum der Arbeitsmarkt erreichen kann, wie die L?hne und Geh?lter da mithalten oder schneller steigen k?nnen als die Inflation.
Was macht eine gutes Rentensystem aus?
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Theorien praktisch umsetzen
Theorien praktisch umsetzen
Die akademische Elite f¨¹hrt oft einen nomadischen Lebensstil, denn ihr Beruf kann sie an weit entfernte, exotische Orte f¨¹hren. Diamond und seine Frau Kate Myrick haben diese akademische Wanderlust w?hrend seiner Sabbaticals in Nairobi, Tel Aviv und Cambridge ausleben k?nnen. Danach haben sich die beiden f¨¹r ein Leben in Boston entschieden, wo sie sich nun sehr zuhause f¨¹hlen. ?Zuhause ist der Ort, an den ich zur¨¹ckkehren m?chte, an dem ich mich entspannen und wieder in Verbindung treten kann, nicht nur mit meiner Familie, sondern auch mit meinem Gef¨¹hl f¨¹r die Welt, denn hier kann ich zur¨¹cktreten und ¨¹ber die Dinge nachdenken?, sagt er.
Die starke Verbindung mit seinem Zuhause und seiner Familie half Diamond dabei, akademisch und politisch hervorragende Beitr?ge zu leisten und gab ihm zudem die M?glichkeit, etwas an die Gemeinschaft zur¨¹ckzugeben. Seine Frau und er engagieren sich beide in der Lokalpolitik und wurden in politische ?mter gew?hlt. Als ?konom, der auf ?ffentliche Finanzen spezialisiert ist, hat Diamond ein gutes Verst?ndnis f¨¹r das Thema und konnte Steuererh?hungen durchsetzen, um damit die Haushaltsl?cher der Stadt zu stopfen.
Im Rahmen seiner Wahlkampagne f¨¹r die zweite Amtszeit versuchte er, die W?hler in seinem Wahlkreis mit einer unkonventionellen Botschaft zu ¨¹berzeugen. ?Als ich mich um einen Posten bewarb, nachdem meine Frau bereits gew?hlt worden war?, f¨¹hrt er an, ?sagte ich zu den W?hlern, wenn Ihnen Familienwerte etwas bedeuten, sollten Sie mich w?hlen, weil ich dann mehr Zeit mit meiner Frau verbringen kann, und das ist ein sehr ernstzunehmender Familienwert.?
An diesem nur halb als Scherz gemeinten Spruch merkt man, dass der Nobelpreistr?ger sich auch selbst nicht allzu ernst nimmt.
Warum sollten L?nder bessere Wege finden, um zu wachsen?
Warum sollten L?nder bessere Wege finden, um zu wachsen?
H?ren Sie dazu die Meinung von Michael Spence und wie L?nder nachhaltiges Wachstum generieren und dabei langfristig einen positiven Effekt erzeugen k?nnen.
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