Wenn Sie auf dem Universit?tsgel?nde ein Schild mit der Aufschrift ?Nicht eintreten! Laufendes Experiment? sehen, befinden Sie sich h?chstwahrscheinlich nicht im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Das traf so lange zu, bis Vernon Smith das ?nderte. Bis vor Kurzem wurde eine Theorie in den Wirtschaftswissenschaften nicht empirisch mit Experimenten ¨¹berpr¨¹ft. Mehr noch, in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t gab es ¨¹berhaupt keine Labore, in denen man Experimente h?tte durchf¨¹hren k?nnen. Vernon Smith, Professor f¨¹r Wirtschaftswissenschaften an der Chapman University, ver?nderte dies alles, als er sich zum Ziel setzte, zu verstehen, warum und wie M?rkte ein Wettbewerbsgleichgewicht erreichen.

Vernon L. Smith

Vernon L. Smith

Alfred-Nobel-Ged?chtnispreis f¨¹r Wirtschaftswissenschaften (anteilig), 2002

Auf einen Blick

Geboren: 1927, Wichita, Kansas, USA

Fachgebiet: Wirtschaftspsychologie, Experimentelle ?konomik

Ausgezeichnetes Werk: Einsatz von Laborexperimenten als Werkzeug in der empirischen ?konomischen Analyse, insbesondere in Studien unterschiedlicher Marktmechanismen

Symbolische Accessoires: Hopi-Ringe und G¨¹rtelschnalle

Betrachtet sich selbst: als Philosoph und Empiriker

Alter, in dem er begann, in einen Altersvorsorgeplan einzuzahlen: 13

H?lt sich fit durch: T?glicher Fussmarsch zum B¨¹ro und wieder nach Hause

Tribut an seine Kindheit auf dem Lande: Kartoffelanbau auf einer st?dtischen Parzelle

Der Gr¨¹ndervater der experimentellen ?konomik

Wir alle lernen in der Schule oder sp?ter im Leben, dass der Markt an dem Punkt, an dem sich die Angebots- und die Nachfragekurve treffen, ein Gleichgewicht erreicht. Smith stellte dieses zentrale Konzept der ?konomie auf die Probe und konnte durch Experimente nicht nur beweisen, dass es funktioniert, sondern auch wie. So wurde der Fachbereich der experimentellen ?konomik geboren.

Wenn sich Experimente und Wirtschaftswissenschaften begegnen

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Lernen, wie M?rkte funktionieren

W?hrend er Kernkonzepte der ?konomik, die normalerweise als gegeben angesehen werden, ¨¹berpr¨¹fte und nachwies, bewies Vernon Smith auch, dass er (und viele andere Wissenschaftler) unrecht gehabt hatten. Tats?chlich waren die meisten ?konomen zu der Zeit, als er sich anschickte, experimentelle Methoden in die Wirtschaftswissenschaften einzuf¨¹hren, der Ansicht, dass die Standardtheorie von Angebot und Nachfrage eine abstrakte Idee sei. Ein Wettbewerbsgleichgewicht in diesem Modell w?re nur m?glich, wenn die Menschen vollst?ndige Informationen ¨¹ber den Markt h?tten, was in der Praxis nie der Fall ist. Ebenso m¨¹sste die Zahl der Marktteilnehmer ziemlich hoch sein. Das begrenzt die Zahl der M?rkte, die potenziell ber¨¹cksichtigt werden k?nnen, sodass jeder Versuch eines Experiments von vornherein zum Scheitern verurteilt w?re.

Smith legte das Experiment jedoch so an, dass die Teilnehmer ¨C die Studenten in seiner Klasse ?Einf¨¹hrung in die ?konomie? ¨C nicht mehr Informationen ¨¹ber die Funktionsweise des Marktes hatten, als das Wissen um ?ihre eigenen Umst?nde, wie viel sie f¨¹r etwas zu zahlen bereit w?ren oder f¨¹r welchen Preis sie etwas verkaufen wollten?. Sie wurden in K?ufer und Verk?ufer eingeteilt und handelten einige Runden lang und siehe da: Ihr Markt erreichte ein Wettbewerbsgleichgewicht. Jeder K?ufer einigte sich mit einem Verk?ufer auf einen Preis, der beide Seiten im Hinblick auf die Gewinne zufriedenstellte, sodass kein weiterer Handel n?tig war.

Der p?dagogische Nutzen, sich geirrt zu haben

Seither haben von Smith gestaltete und durchgef¨¹hrte Experimente viele Fragen in den Bereichen Finanzwesen, Rohstoff?konomie, Verhaltens?konomie und Operations Research gekl?rt. Das Nobelpreiskomitee verlieh Smith den Preis im Jahr 2002 f¨¹r seine bahnbrechende Arbeit und die Schaffung des Gebiets der experimentellen ?konomie. Abgesehen davon, dass er verstehen m?chte, wie der Markt ins Gleichgewicht kommt, ist es f¨¹r Smith selbst wichtig, zu lernen, indem er beweist, dass er sich geirrt hat.

Beweisen, dass man sich geirrt hat

?Meiner Meinung nach lernt man immer am meisten, wenn man feststellt, dass man sich get?uscht hat.? In seinem Haus in Orange, Kalifornien, macht der ?konom eine Pause, w?hrend ein Zug vor¨¹berf?hrt ¨C auf der gleichen Strecke, auf der er 1945 von Wichita in Kansas zur Caltech gefahren war, um sein Studium aufzunehmen. ?Sich mit den eigenen falschen Vorstellungen auseinanderzusetzen, ist die gr?sste Lernerfahrung, die man haben kann. Trotzdem tut das normalerweise keiner von uns. Meine erste Reaktion auf mein erstes Experiment war, dass ich dachte, dass etwas mit dem Experiment nicht stimmte. Zuerst wollte ich nicht erkennen, dass ich meine Ansichten ¨¹berpr¨¹fen musste?, erz?hlt Smith.

Lebenslange Selbstbildung

Der Weg begann in einer Schule mit nur einem Klassenzimmer. Nachdem er seine Aufgaben als Erstkl?ssler erledigt hatte, st¨¹rzte sich der siebenj?hrige Vernon Smith in das lebenslange Abenteuer der Selbstbildung: Er nahm sich das Unterrichtsmaterial der zweiten Klasse vor, die im gleichen Raum sass, und lernte deren Stoff auch gleich mit.

Meiner Meinung nach ist alles Lernen letztendlich eine Form der Selbstbildung. Der formelle Unterricht ist einfach eine Form, anderen beizubringen, wie man lernt. Und ich glaube, an einem bestimmten Punkt in meinem eigenen Bildungsprozess, wurde mir klar, dass das Wichtigste, was ich lernte, war, dass ich lernte zu lernen. Das wurde ein lebenslanges Bestreben.

Wie verursachen Menschen Marktblasen?

Labore sind ein grossartiger Ort, um Ph?nomene zu simulieren, die ansonsten gef?hrlich f¨¹r eine Gesellschaft sind, wie Immobilienblasen.

Ein Zusammenbruch des Wohnimmobilienmarktes hat erheblich verheerendere Folgen als ein Einbruch am Aktienmarkt. Denn die Zahl der Teilnehmer am Aktienmarkt ist relativ klein im Vergleich zur Zahl der Menschen, die in den USA ein Haus besitzen.

Zu einem Zusammenbruch kommt es, wenn sich Menschen in unrealistische Erwartungen verrennen, dass die Preise von Verm?genswerten weiter ¨¹ber ihren wahren Wert steigen werden. Smith und seinen Kollegen gelang es, so ein Umfeld im Labor zu schaffen.

Das Experiment zahlte sich aus: Unter Menschen, die Erfahrung mit Verm?gensm?rkten haben, verschwinden die Blasen. ?Wenn man die gleiche Gruppe wieder ins Labor bringt, gehen die Teilnehmer hinein und sehen einige Tage sp?ter die vertrauten Gesichter. Nachdem sie noch einige Male zur¨¹ckgekehrt sind, verschwindet die Blase allm?hlich: Die Menschen beginnen, n?her am fundamentalen Wert zu handeln. An diesen Punkt gelangen sie nicht durch rationale ?berlegungen, sondern durch Erfahrung. Meiner Meinung nach ist dies die Art und Weise, wie die meisten Menschen in der Wirtschaft handeln. Was sie im Hinblick auf die M?rkte glauben, beruht auf ihrer Erfahrung?, erl?utert der Nobelpreistr?ger.

Warum Immobilienblasen verheerend sind, und wie man sie verhindert

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Fit in K?rper und Geist

Ein gemeinsamer Spaziergang in sein B¨¹ro in der Chapman University mit diesem ausserordentlich fitten und energiegeladenen 88-j?hrigen Gentleman ist eine Lektion f¨¹r sich: Den K?rper in Form zu halten, k?nnte entscheidend daf¨¹r sein, den Geist ebenfalls jung zu halten. Er geht jeden Morgen zu Fuss in sein B¨¹ro, eine Kuriosit?t in einer Kultur, in der es die Norm ist, selbst kurze Wege zur Arbeit mit dem Auto zur¨¹ckzulegen. Mit diesem morgendlichen Spaziergang gewinnt er geistige Fitness f¨¹r den bevorstehenden arbeitsreichen Tag. Er muss Laborexperimente beaufsichtigen, besch?ftigt sich mit einem neuen Projekt zur Entwicklung von Wasserm?rkten in Kalifornien und arbeitet an einem Buch, das die Philosophie von Adam Smith mit der Art und Weise verkn¨¹pft, wie sich die Menschen in seinen Experimenten verhalten.

Die unendliche Quelle der Neugier

Sein ehemaliger Student und heutiger Kollege Bart Wilson scherzt, dass er ebenfalls neugierig ist, was Vernon Smiths grosses Geheimnis ist. Denn es muss eine Formel f¨¹r seine Langlebigkeit, seinen unglaublichen Fokus und seine Neugier in einer Vielzahl von Gebieten ausserhalb der Wirtschaftswissenschaften geben. Etwas ernster stellt er fest: ?Es gibt ein Zitat von Wittgenstein, das Vernon wirklich gut auf den Punkt bringt. ?In einem Genie steckt nicht mehr Licht als in einem anderen ehrlichen Mann. Nur dass er eine besondere Linse hat, um dieses Licht auf einen Brennpunkt zu fokussieren.?? M?glicherweise ist Smiths Geheimnis aber auch viel einfacher: Das Leben ist ein gewaltiges Experiment. Daher muss man immer auf Zack sein; immer bereit f¨¹r die n?chste Chance, etwas zu lernen.

Warum sollten L?nder bessere Wege finden, um zu wachsen?

H?ren Sie dazu die Meinung von Michael Spence und wie L?nder nachhaltiges Wachstum generieren und dabei langfristig einen positiven Effekt erzeugen k?nnen.

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