Lawrence Klein erschien genau zu der Zeit auf der Bildfl?che, als statistische und mathematische Methoden in den Wirtschaftswissenschaften Einzug hielten, und wurde schnell zu einer f¨¹hrenden Figur im Bereich der ?konometrie. Er hatte die Not w?hrend der Weltwirtschaftskrise erlebt und war begierig, mehr ¨¹ber das Wesen solcher Krisen erfahren. Im Laufe seiner Karriere erschuf er Modelle, die konjunkturelle Entwicklungen akkurat vorhersagen k?nnen, und zwar nicht nur f¨¹r die USA, sondern f¨¹r die ganze Welt. Als internationale Angelegenheiten noch vom Kalten Krieg dominiert waren, sprach Klein mit Wissenschaftlern in sozialistischen L?ndern, um herauszufinden, wie die wichtigen Fragen der Weltwirtschaft angegangen werden k?nnten.

Lawrence R. Klein
Alfred-Nobel-Ged?chtnispreis f¨¹r Wirtschaftswissenschaften, 1980
Das Verlangen, die Welt zu verstehen
Das Verlangen, die Welt zu verstehen
In den 1930er Jahren war Klein einer von vielen Amerikanern, die Wirtschaftswissenschaften studierten, um die Ursachen der Weltwirtschaftskrise zu ergr¨¹nden. ?Ich wollte verstehen, warum es derart grosse Probleme in der Welt gab?, erkl?rte er. ?Ich konnte die Puzzleteile der Verbindung zwischen Mathematik und Wirtschaft auf sehr einfache Weise zusammenf¨¹gen.?
Wie lassen sich Konjunkturbewegungen analysieren?
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Als er 1942 seinen ersten Abschluss von der University of California in der Tasche hatte, begann Klein sich auf das noch junge Forschungsfeld der ?konometrie zu spezialisieren. Er wollte die Wirtschaftswissenschaften in einer Art und Weise praktizieren, die bei der L?sung realer Probleme hilft. Also fing er an, konjunkturelle Schwankungen zu untersuchen, um herauszufinden, wie die Makro?konomie als Ganzes funktioniert.
Wie lassen sich ?Was-w?re-wenn?-Fragen in der ?konomie beantworten?
?ber ein komplexes Land mit mehreren Millionen Einwohnern kann man nat¨¹rlich nicht alles wissen. Also muss man Annahmen treffen.
Genau das hat Klein mit den von ihm entwickelten Modellen versucht. ?Es gibt darin Gleichungssysteme und wir finden Preise und Zinss?tze, die diese Gleichungen erf¨¹llen?, sagte er. ?Wir ber¨¹cksichtigen die Restriktionen von Aufsichtsbeh?rden und wir versuchen, den Wachstumspfad der Wirtschaft vorherzusagen.?
Mit seinen Modellen hat Klein nicht nur Wege gefunden, eine Volkswirtschaft abzubilden. Er konnte damit auch Vorhersagen treffen, wie sich zuk¨¹nftige politische Ver?nderungen, beispielsweise in der Geld- und Finanzpolitik oder der internationalen Handelspolitik, auswirken w¨¹rden. ?Dabei gibt es unvermeidlich einige ungekl?rte Aspekte, und unser Ziel besteht darin, diese Aspekte so beliebig wie m?glich zu machen,? sagte er. ?So k?nnen wir untersuchen, wie die Wirtschaft wohl aussehen w¨¹rde, wenn sie von zuf?lligen Ereignissen oder Fehleinsch?tzungen betroffen w?re.?
Mit ?konometrischen Prognosemodellen konventionelle ?berzeugungen in Frage stellen
W?hrend die USA noch im Zweiten Weltkrieg k?mpften, wurde Klein gebeten, die wirtschaftliche Situation des Landes in der Zeit danach zu modellieren. Die Leute glaubten, die Wirtschaft w¨¹rde in eine Depression abrutschen. Klein und sein Forschungsteam an der University of Chicago konnten anhand ihrer Modelle jedoch zeigen, dass dies nicht passieren w¨¹rde, da eine grosse Konsumg¨¹ternachfrage herrschte, die aufgrund des Krieges unbefriedigt geblieben war. Und die heimkehrenden Soldaten w¨¹rden die Nachfrage zus?tzlich erh?hen.
?Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die Wirtschaft ziemlich stark sein w¨¹rde?, sagte Klein. ?Es w¨¹rde eine gute Grundlage geben, um die aufgestaute Nachfrage der Konsumenten zu befriedigen.??Kleins Prognosen waren korrekt und das war nicht das einzige Mal, dass er die Genauigkeit ?konometrischer Modelle nachweisen konnte. Auch Kleins Vorhersagen zur Wirtschaftslage nach dem Korea- und dem Vietnamkrieg trafen zu.
Die Menschen bef¨¹rchteten, dass es nach der Friedensvereinbarung wieder zu einer Rezession wie in den 1930er Jahren kommen w¨¹rde. Doch mithilfe unserer Modelle konnten wir aufzeigen, dass es nicht zu einem solchen R¨¹ckschlag kommen w¨¹rde.
Wie kann eine Volkswirtschaft die Gesamtnachfrage aufrechterhalten?
Wie kann eine Volkswirtschaft die Gesamtnachfrage aufrechterhalten?
Klein hat seine Position in der Wissenschaft nie aufgegeben, trotz eines von Jimmy Carter angebotenen Postens, nachdem dieser 1977 die Pr?sidentschaftswahlen gewonnen hatte. Allerdings ?usserte er sich immer wieder zur Politik. Als die Umstellung von milit?rischer auf zivile Produktion noch ein heiss diskutiertes Thema war, erkl?rte er ?ffentlich, dass die Nachfrage im Land aufrechterhalten werden k?nnte, wenn die Regierung eine vern¨¹nftige Wirtschaftspolitik verfolgen w¨¹rde.
L?nder der Erde, legt eure Waffen nieder¡
?Milit?rg¨¹ter sind nicht dazu bestimmt, zuk¨¹nftige Eink¨¹nfte zu generieren?, erkl?rte er. Klein war sich sicher, dass weder die NATO-Staaten noch die B¨¹ndnisl?nder des Warschauer Pakts unter der Umstellung auf die Zivilproduktion zu leiden h?tten, und dass auch die Arbeitslosigkeit nicht ansteigen w¨¹rde, wenn man dem Wandel ein paar Jahre Zeit g?be. Er st¨¹tzte seine Annahmen auf seine eigenen internationalen Modellrechnungen.
Automatisierung der vormals von Hand durchgef¨¹hrten Berechnungen
Als Klein mit seiner Arbeit begann, wurde die Analyse umfangreicher Daten noch m¨¹hsam per Hand durchgef¨¹hrt ¨C bis in die 1950er Jahre hinein, als die Prozesse durch den Einsatz von Maschinen automatisiert wurden.
?Heute wiederholen wir unsere Berechnungen mehrmals am Tag, innerhalb weniger Minuten, das geht sehr schnell?, sagte er. ?Computer haben uns in die Lage versetzt, die M?glichkeiten des Wirtschaftslebens mit wesentlich gr?sserer Detailgenauigkeit und ¨¹ber ein viel breiteres Spektrum zu erforschen.?
Wie Computer die Wirtschaftswissenschaften f¨¹r immer ver?ndert haben
Unter Einsatz neuer Technologien konstruierte Klein sein sogenanntes Wharton-Modell, welches prim?r der Erstellung ?konometrischer Prognosen f¨¹r die US-Wirtschaft diente. Das Modell enthielt ¨¹ber 1000 Gleichungen zur Vorhersage von Konjunkturschwankungen sowie von wirtschaftlichen Bedingungen und untersuchte die Auswirkungen von ?nderungen bei der Besteuerung und im Bereich der ?ffentlichen Ausgaben.
Wie beeinflussen sich Volkswirtschaften gegenseitig?
?Ich verlagerte meinen Fokus von der rein nationalen hin zu einer internationalen Betrachtung?, erkl?rte er. ?Amerika galt damals als in sich geschlossene Volkswirtschaft, doch gegen Ende der 1960er Jahre ?ffnete sich das Land zusehends.? Klein erkannte, dass er die US-Wirtschaft nicht wirklich ohne eine sehr sorgf?ltige Analyse der Weltwirtschaft untersuchen konnte.
Er beteiligte sich an LINK, einem gegen Ende der 1960er Jahre gestarteten internationalen Forschungsprojekt. Unter Kleins F¨¹hrung konnte das Projekt durch die Koordination der Forschungsarbeit in verschiedenen L?ndern auf der ganzen Welt das erste globale ?konometrische Modell ¨¹berhaupt entwickeln. Die Wissenschaftler hofften, dass die Abstimmung untereinander ihnen dabei helfen w¨¹rde, herauszufinden, welchen Einfluss die wirtschaftlichen Ver?nderungen in einem Land auf andere L?nder haben w¨¹rden. Heute wird LINK von den Vereinten Nationen verwaltet und umfasst nahezu 80 Nationen.
Ein Modell zentraler Planwirtschaften
LINK war ein gutes Beispiel daf¨¹r, wie Klein sich f¨¹r den internationalen akademischen Dialog einsetzte. Obwohl er daf¨¹r kritisiert wurde, Zeit und M¨¹he f¨¹r die sozialistischen L?nder aufzuwenden, kn¨¹pfte er Kontakte zu ?konometrikern in Polen, der Tschechoslowakei sowie China und begann, Modellrechnungen f¨¹r zentrale Planwirtschaften zu erstellen.
Als China in den 1970er Jahren Massnahmen zur Reformierung der Wirtschaft einf¨¹hrte, tauschte sich Klein mit seinen chinesischen Kollegen dar¨¹ber aus, wie sich das Wirtschaftswachstum f?rdern liesse. Er nutzte seine ?konometrischen Modelle auch f¨¹r die Analyse der Volkswirtschaften von Mexiko, Japan und Israel. Der internationale Fokus seiner Forschung war mit regelm?ssigen Reisen verbunden, was ihm die M?glichkeit gab, die Welt zu sehen.
Warum ein ?konom nicht davon ausgehen kann, immer richtig zu liegen
Wenngleich sich seine ?konometrischen Prognosemodelle als erfolgreich erwiesen hatten, r?umte Klein ein, dass durchaus erhebliches Verbesserungspotenzial bestand. Als die Verarbeitung von Daten einfacher wurde, fing er an, sich mit Hochfrequenz-Prognosen zu besch?ftigen. Ihm war allerdings bewusst, dass die Vorhersagen der ?konometriker niemals perfekt sein w¨¹rden.
Dank schneller Computer k?nnen wir sehr rasch Vorhersagen treffen und die fortschreitende Situation weiterverfolgen.
?Es gibt so viele ?St?rger?usche? in der globalen Wirtschaftswelt. Da k?nnen ?konomen wissenschaftlich gesehen gar nicht erwarten, in mehr als zwei Dritteln der F?lle richtig zu liegen, wenn sie es mit menschlichem Verhalten zu tun haben?, sagt er. ?Wir sind alle Teil eines Systems der Wahrscheinlichkeit und des Irrtums.?
L?sst sich die zuk¨¹nftige Entwicklung der Makro?konomie vorhersagen?
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Klein erhielt 1980 den Nobelpreis f¨¹r seine ?konometrischen Modelle und deren F?higkeit, globale Wirtschaftstrends vorherzusagen. Das Nobelkomitee betonte, dass Klein die Forschung in Bezug auf Prognosemodelle wie niemand sonst inspiriert hat und sagte in Anerkennung dessen:
Wenige Forscher in dem empirischen Bereich der Wirtschaftswissenschaften hatten, wenn ¨¹berhaupt, so viele Nachfolger und einen solchen Einfluss wie Lawrence Klein.
Warum sollten L?nder bessere Wege finden, um zu wachsen?
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H?ren Sie dazu die Meinung von Michael Spence und wie L?nder nachhaltiges Wachstum generieren und dabei langfristig einen positiven Effekt erzeugen k?nnen.
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