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Nach einer rund 3-wöchigen negativen Entwicklung erlebten die Märkte am Ende der letzten Woche und am Montag eine Erholung. Der VIX Index hatte nach einem Stand von unter 15 im Tagesverlauf ein Hoch von knapp unter 30 erreicht und beendete die Woche unter 22. Der S&P 500 schien unterdessen eine Talsohle zu durchlaufen, nachdem er während der 13 Sitzungen bis Montag um 8,6% eingebrochen war und die Woche dann nach einem starken Anstieg um 2,1% am Freitag etwas besser beendete. Die Stimmung schien sich zu drehen, da die Handelsspannungen zwischen den USA und Kanada teilweise deeskalierten, Fortschritte bei einem Waffenstillstand in der Ukraine erzielt wurden und die USA eine Haushaltssperre vermeiden konnten. Wir gehen davon aus, dass sich die Zollunsicherheit stabilisieren und während der kommenden Monate nachlassen wird. Sollten die Anlegerinnen und Anleger daher während der Rally ein zusätzliches Engagement in Risikoanlagen eingehen?
Die erneute Marktvolatilität am Dienstag erinnert daran, dass die Zuversicht der Anleger anfällig bleibt. Ungeachtet des wahrscheinlichen mittelfristigen Aufwärtstrends können Anleger kurzfristig geduldig bleiben, weil aufgrund der angekündigten zusätzlichen Zölle im April ein Volatilitätsrisiko besteht. Die zeitweiligen Erholungen der Risikobereitschaft dienen als Erinnerung, dass die mittelfristig positiven strukturellen Faktoren erneut in den Vordergrund rücken könnten, falls die Belastungen aufgrund der Handelsspannungen beseitigt werden. Auch die Aussicht auf «politische Puts» könnte die anhaltenden Auswirkungen des Handelsstreits begrenzen. Wir haben unsere House View zuletzt angepasst, um uns im kommenden Quartal bei möglichen Kursrückschlägen auf Käufe vorzubereiten.
Stärkerer Fokus auf Aktien. Wir haben zwar die Wahrscheinlichkeit unseres negativen Szenarios (einer Stagnation oder eines Konjunkturabschwungs) von 20% auf 30% angehoben. Unser Basisszenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% geht aber noch immer von einer aggressiven Handelspolitik aus, in deren Verlauf der effektive Steuersatz für US-Importe unter 10% bleibt, wobei sich die Rhetorik und die Massnahmen in Bezug auf Kürzungen der Staatsausgaben bis zum 3. Quartal 2025 abkühlen.
Dies wiederum spricht dafür, globale Aktien nach wie vor als «Attraktiv» zu bewerten. Dasselbe gilt für US-Aktien, die unseres Erachtens während des Jahres fortgesetzt steigen werden. Unterstützt werden sie dabei durch die robuste Konjunkturdynamik und die Investitionsausgaben für die künstliche Intelligenz (KI). Für Ende 2025 beträgt unser Kursziel für den S&P 500 6600 Punkte. Die steigenden Zollrisiken, insbesondere für Asien und Europa, rechtfertigen jedoch gegenwärtig eine Änderung der «Attraktiven» Beurteilung für Asien ohne Japan (MXASJ). Trotz der Herabstufung von Asien ohne Japan bleiben Taiwan und Indien aber zwei Märkte, die wir als «Attraktiv» betrachten. Das liegt an ihrem starken Engagement im KI-Thema und ihrer robusten Binnennachfrage.
Konzentration auf Sektoren, die weniger anfällig für Zölle sind. Obwohl uns der Anstieg deutscher Aktien (DAX) nach der Wahl veranlasst hat, unsere taktische Empfehlung einer Anlage in diesem Markt über strukturierte Lösungen zurückzunehmen, möchten wir wegen des besseren Wirtschafts- und Anlageumfelds trotzdem ein Engagement in Europa aufrechterhalten. Wir haben uns entschlossen, dies durch eine Bevorzugung von europäischen Aktiensegmenten umzusetzen, die vor der Bedrohung durch Zölle relativ geschützt sind, ein Engagement in strukturellen Wachstumstrends bieten und von der europäischen geld- und fiskalpolitischen Unterstützung profitieren können. Dies untermauert unsere Präferenz für die Sektoren Industrie, IT, Versorger, Gesundheitswesen und Immobilien.
Ein weiterer Treiber ist der wahrscheinliche Anstieg der Investitionen in die Sicherheit über das aktuelle Niveau von rund 2% des BIP hinaus, nachdem hierfür vor dem Krieg in der Ukraine jahrelang zu niedrige Ausgaben getätigt wurden. Infrastruktur- und Materialunternehmen Europas könnten unseres Erachtens von Investitionen in den Wohnbau, das Transportwesen und die Energieversorgung profitieren. Ein Waffenstillstand und ein mögliches Friedensabkommen in der Ukraine würde möglicherweise zu niedrigeren Energiekosten führen. Ein Rückgang der Gaspreise um 50% könnte die Gewinne europäischer Unternehmen nach unserer Meinung um 2% steigern und das europäische BIP-Wachstum um 50 Basispunkte anheben. Zu den Nutzniessern dieses Szenarios würden in Europa wahrscheinlich die Sektoren Industrie, Chemie und Automobile zählen.
Warten auf Rückgang, um EURUSD zu kaufen. Das Währungspaar profitierte eindeutig von der optimistischen Erwartung nachlassender Feindseligkeiten in der Ukraine. In den ersten sieben Handelssitzungen im März stieg EURUSD um 5,5% auf einen Höchstkurs von knapp unter 1.0950 und notierte am Ende der Vorwoche auf rund 1.08 bis 1.09. Sowohl die Stimmung als auch die fundamentalen Aussichten haben sich für EURUSD verbessert, weshalb das Währungspaar wahrscheinlich besser behauptet sein wird. Wir senken daher das erwartete Ausmass eines wahrscheinlichen EURUSD-Rückgangs im 2. Quartal 2025 aufgrund potenzieller Zölle von bisher 1.02 auf 1.06. Wir raten jedoch davon ab, der EURUSD-Rally hinterherzueilen, weil ein wesentlicher Rückgang aufgrund der laufenden Zollrisiken noch immer ohne Weiteres möglich ist. Später erwarten wir, dass es im 2. Halbjahr 2025 zu einem Grossteil der tatsächlichen Erhöhung der fiskalpolitischen Ausgaben in Deutschland und der daraus entstehenden Verbesserung europäischer Konjunkturdaten kommen wird. Daher heben wir unsere EURUSD-Erwartung für das 1. Quartal 2026 von 1.07 auf 1.12 an und erwarten, dass EURUSD in einer Spanne von 1.05 bis 1.12 notiert. Bei Rückschlägen möchten wir den EUR kaufen.