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Für Anlegerinnen und Anleger könnte der jüngste Anstieg des MSCI China Index (MXCN) verlockend sein. Der Index liess den S&P 500 trotz der Zollunsicherheit mit einem ordentlichen Abstand hinter sich. In den letzten Wochen gab die Trump-Regierung vier unterschiedliche Zollvorschläge wieder auf, die sie für Importe aus Kolumbien, Mexiko sowie Kanada und für Wareneinfuhren im Wert von unter USD 800 angedroht hatte. Der Index VIX für die Aktienvolatilität gab ebenfalls von einem Tageshoch Ende Januar von 22,50 auf aktuell rund 15,50 nach.

Seit seiner Talsohle Mitte Januar erzielte der MXCN eine Outperformance gegenüber dem S&P 500. Er stieg ca. 22%, während der S&P 500 lediglich 5% zulegte. Dass dies nach der Ankündigung von DeepSeek geschah und hauptsächlich auf den starken Anstieg chinesischer Technologieaktien zurückzuführen war, könnte nun Anleger ermutigen, ihr Engagement in China auszubauen und dadurch diese jüngste Outperformance zu nutzen.

Wir haben zwar bereits seit Langem gewarnt, dass der akkommodierende politische Kurs und die attraktiven Bewertungen eine «Neutrale» Beurteilung rechtfertigen, obwohl sich der MXCN gegenüber dem S&P im Jahr 2024 unterdurchschnittlich entwickelte. Anlegern empfehlen wir aber, sich ein zusätzliches, breiter angelegtes Engagement in China zweimal zu überlegen. Wir weisen darauf hin, dass die Gründe für eine bessere Bewertung als «Neutral» noch immer fortbestehen. Anleger sollten nun die «Neutrale» Beurteilung von China mit einer differenzierteren taktischen Ausrichtung auf Internetaktien überlagern.

Aufgrund der Zollrisiken «Neutral» bleiben. Wir räumen einige positive kurzfristige Impulse für den breiten chinesischen Markt ein. So verbessern sich die Fundamentaldaten in den Kernsegmenten des Internetsektors (E-Commerce, Gaming, Werbung). Auch die politische Unterstützung besteht fort und die Bewertungen sind vernünftig. Deshalb heben wir unsere Kursziele für den MXCN auf 75 im Juni und 77 im Dezember an. Trotzdem bleiben wir aufgrund der Unsicherheit über Zölle und die Politik der USA neutral. Erstens sollte beachtet werden, dass die vier ausgesetzten Zölle jederzeit wieder in Kraft gesetzt werden könnten. Darüber hinaus könnten die Zölle auf chinesische Exporte erhöht werden. Chinas Wirtschaft hat auch ihre eigenen internen Probleme noch nicht überwunden. Der Konsum und die Investitionsbereitschaft bleiben schwach, während die politische Unterstützung noch immer verhalten ist.

Durch diese stockende Erholung erlebte der MXCN in den letzten zwölf Monaten zwei Zuwächse. Kurz danach kam es aber in beiden Fällen wieder zu einer überwiegenden Umkehrung. Beim ersten Anstieg von April bis August 2024 stieg der MXCN um 20,2%, bevor er wieder um 15% nachgab. Im zweiten Fall erlebte er von September 2024 bis Januar 2025 einen Zuwachs von 39,8%, an den sich eine erneute Gegenbewegung von 21,2% anschloss. Auch wenn der Technologiesektor gegenwärtig im Mittelpunkt steht, sollten Anleger daran denken, dass defensive Sektoren wie das Finanzwesen, Versorgung und Energie Dividendenerträge bieten, die in volatilen Zeiten zur Stabilisierung von Portfolios beitragen können.

Chinesischer Internetsektor steht vor einer Outperformance. Der aktuelle Aufwärtsruck chinesischer Technologieaktien wurde zwar unter anderem durch die Bekanntgabe der Kosteneffizienz von DeepSeek angestossen. Doch unserer Meinung nach unterstreichen die unterstützenden Aussagen auf dem jüngsten Symposium des Privatsektors, dass sich diese Outperformance wahrscheinlich fortsetzen wird. Unseres Erachtens bedeutet das Symposium das Ende des regulatorischen Durchgreifens, das im Jahr 2020 begann. Präsident Xis Bestätigung des Beitrags, den Unternehmen des Technologie- und Privatsektors für das zukünftige Wirtschaftswachstum leisten werden, deutet an, dass die Regierung mit dem aktuellen Regulierungsumfeld zufrieden ist und sich nun wieder auf eine Zusammenarbeit mit führenden Internetunternehmen konzentriert. Dies könnte die grösste Belastung der allgemeinen Wachstumsaussichten des Sektors und seiner geplanten Investitionen beseitigen und auch die Einschätzung des Sektors am Markt verbessern. Daher betrachten wir den chinesischen Internetsektor als «Attraktiv» und erwarten, dass er im Jahr 2025 Renditen von rund 15% erwirtschaften wird. Wir empfehlen, ein Engagement in China auf ausgewählte Internetunternehmen zu konzentrieren. Aufwärtsbewegungen über unsere Kursziele hinaus sollten jedoch genutzt werden, um das Engagement zu kürzen und zu diversifizieren.

USDCNY-Long-Position zur Verringerung von Zollrisiken. Aufgrund der globalen Zollunsicherheit beurteilen wir den Yuan fortgesetzt negativ. Um diese Ansicht umzusetzen, bevorzugten wir bis vor Kurzem eine INRCNY-Long-Position, um in den Genuss des Carry von 4,4% jährlich zu kommen. Der neue Gouverneur der RBI scheint jedoch einen weniger auf Interventionen ausgerichteten Ansatz zu verfolgen, was zu einer verstärkten Volatilität der INR geführt hat. Inzwischen bevorzugen wir daher stattdessen eine USDCNY-Long-Position und rechnen mit einem Zuwachs des Währungspaars auf 7.50 bis zum 2. Halbjahr 2025. Diese Position bietet auch einen ordentlichen positiven Carry von 2% jährlich.

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